Donnerstag, 17. März 2016

London has fallen (Universum Film)

London has fallen - gesehen am 15.03.2016

Sogar die Kinokarte hat haarige Unterarme!
Seit dem ersten Trailer war ich mir nicht sicher, was ich vom zweiten Aufguss dieses Filmes halten sollte. War es Kalkül, dass der Amerikaner an sich gerne sieht, wenn ihr Oberster dem bösen Terroristen auf die Nuß haut? Waren die Verträge mit Studio und Schauspielern so, dass ein zweiter Teil gedreht werden musste? Oder war der erste Teil einfach so erfolgreich?

Nach kurzer Recherche ist die Antwort eine Verbindung aus der ersten und dritten Frage, bei einem Budget von 70 Millionen Dollar hat der erste Streifen Olympus has fallen mehr als das Doppelte eingespielt. Da kann man ruhig mal klatschen und einen weiteren Teil in Auftrag geben.

Zum Inhalt:
Nach dem Tod des britischen Premierministers versammeln sich die Führer der westlichen Nationen, um ihm das letzte Geleit zu geben. Dies nutzt eine Gruppe Terroristen, um mehrere Anschläge zu verüben und in der entstehenden Verwirrung den amerikanischen Präsidenten zu kidnappen, um ihn vor laufenden Kameras zu exekutieren.
Doch keiner von ihnen hat die Rechnung mit Mike Banning gemacht, Personenschützer des Präsidenten...

Zum Film:
In den ersten 15 Minuten kommt der Film nicht umhin, die Intelligenz des Zuschauers mehrfach zu beleidigen. Einige Szenen, die allerdings scheinbar nötig sind, entbehren jeglichen Sinnes.

Schnell merkt man, welche Staatsoberhäupter irgendwie wichtig sind (keiner außer dem amerikanischen Präsidenten). Der japanische Staatschef steht wie jeder Durchschnittsdepp auf einer Brücke im Stau und muß dran glauben, der Franzose sitzt in einem kleinen Beiboot-Cabrio auf der Themse (Kawumm!) und die deutsche Kanzlerin Agnes Bruckner kriegt erst eine Blume in die Hand und dann ein Magazin Kugeln in den Rücken gedrückt. Der geile italienische Landesführer wird gleich mit seiner halb so jungen Frau in die Luft gejagt.

Hat man sich aber da durchgebissen, bekommt der geneigte Actionfan genau das, wofür er (oder sie oder es) ins Kino gegangen ist - einen reinrassigen Baller- und Sprüche-Film. Schon in der ersten Szene mit Präsident Asher und Banning beim Joggen fallen mindestens drei gute Sprüche. 
Die vor Jahren von unserem kleinen Häuflein Brüder (Patrick, Kai, ich sehe in eure Richtung) beschlossene 5-Sprüche-Hürde, die ein Streifen haben sollte um gut zu sein, nimmt der Film ohne Schwierigkeiten.

Durch den ganzen Film ist vor allem der Charakter von Mike Banning sowie auch der von Präsident Asher durch und durch hart, unbeugsam und skrupellos. Die Terroristen werden von beiden bekämpft und mitunter mit unnötiger Härte um die Ecke gebracht.
 
Das ist besonders verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der Regisseur ein gebürtiger Iraner ist. Ein wenig unfreiwillige Komik breitet sich aus, wenn der Bodyguard des amerikanischen Präsidenten (dargestellt von einem schottischen Schauspieler der in Kanada aufgewachsen ist) dem Terroristenführer prügelnd erklärt, warum Amerika sich nicht unterkriegen lässt.

Böse Zungen werden behaupten, dass Aaron Eckhart und Gerard Butler hölzern agieren. Seien wir mal ehrlich, beide sind nicht grad für das große Gefühlskino bekannt. Also auch hier - alles nicht so schlimm.

Antoine Fuqua, seines Zeichens Regisseur des ersten Teils hat abgelehnt, da er nicht vom Skript überzeugt war. Einerseits schade, denn Fuqua zeichnet sich ebenso für The EqualizerSouthpaw und The Shooter aus. Die Umsetzung von übercoolen Einzelgängern liegt ihm also quasi im Blut.
Andererseits hat sein Ersatz Babak Najafi auch ganz gute Arbeit abgeliefert. Dieser ist übrigens bekannt für...tja, für sechs Kurzdokumentationen sowie drei Episoden Banshee. Für mich riecht das wie vierte Wahl.

Gedreht wurde überwiegend in Osteuropa und die gezeigten Visual sowie Special FX sind aus einer der unteren Schubladen. Einige Szenen sind Stock Footage, also zugekaufte Szenen aus anderen Filmen oder für Dokumentationen gedrehte Szenen.
Die SFX/VFX-Schmieden haben allerdings auch sehr teure Produktionen im Portfolio, vielleicht gibt es hier einfach Staffelungen nach Budget.
Das alles hat mir allerdings den Spaß nicht verdorben, schließlich habe ich keinen Politthriller oder Mega-Blockbuster mit 200 Millionen Dollar Budget (er hatte "nur" 60 Millionen Dollar Budget) erwartet.

Bei den Scriptschreibern hat man sich auf bewährte Kunst verlassen und die Damen und Herren von Teil eins nochmal an den Stift gelassen. Auf deren Konto geht übrigens auch das Drehbuch zu The Expendables 3.

Abschließend bleibt zu sagen: es ist einer der testosterontriefendsten Streifen der letzten Monate - und ich hatte jede Menge Spaß daran. Auch die nicht immer politisch korrekten Witze kamen zu 100% rüber (wer kennt es nicht, das sonnige "Verficktistan"?). 
Ich freue mich, dass ich ein bisschen zum Einspielergebnis des Filmes beitragen konnte.

8/10 Punkten für diesen sehr unterhaltsamen Streifen Kurzweil. 

Fun Facts:
Im Original "leiht" sich der Film berühmte Sätze aus anderen Filmen:"Get to the Chopper!" (sagt es mit einem schweren österreichischen Akzent) - Predator"I'll be back!" (desgleichen) - The Terminator
"That is the sound of inevitability." (ganz ruhig in einem U-Bahn-Schacht aufsagen) - The Matrix

Die Jogging-Szene wurde in Kensington Gardens, UK gedreht und nicht nahe des Weißen Hauses.

2 Kommentare: